Die kleine Erdmännchenfarm
 
 
Zugegeben : Die Ansprüche für eine einigermassen tiergerechte Haltung von Erdmännchen (oder Scharrtieren) sind recht hoch und Zuchterfolge alles andere als selbstverständlich. Es werden, wenn überhaupt, nur wenige Jungtiere geboren und das macht sie teuer. Dafür ist ihr Charme einfach unwiderstehlich !
 
Seit einem denkwürdigen, langen Aufenthalt in einem der schönsten Tiergärten der Welt, dem Zoo von San Diego in Südkalifornien vor über 30 Jahren, bin ich (männlich, Jahrgang 1946) dem einnehmenden Wesen der Erdmännchen, dieser geselligen Komiker aus der namibischen Kalahari-Wüste vollständig erlegen; seit 1999 sammle ich viele und oft schmerzliche Erfahrungen in der Haltung von Surikaten in komplexen Gehegen hier am westschweizerischen Neuenburgersee (CH-1568 Portalban), und seit 2005 klappt es endlich auch (manchmal) mit der schwierigen Nachzucht der kleinen Schleichkatzen.
 
                    
                              Für ERDMÄNNCHEN-FANS hier das WICHTIGSTE in Kürze
 
Erdmännchen sind äusserst soziale, sehr lebhafte und streng tagaktive, kleine Beutegreifer, stets unbändig neugierig und zutraulich, aber gleichzeitig immer vorsichtig und auf der Hut; sie sind etwa wieselgross, wiegen zwischen 700 und 1400 Gramm, erscheinen aber durch ihr unverwechselbares „Männchen-Machen“, das Stehen auf den Zehenspitzen, auf Bildern meist grösser als sie wirklich sind.
 
Erdmännchen können bei optimaler Haltung ein Alter von 10 - 15 Jahren erreichen, währende sie in der Natur meist nur halb so alt werden, weil sie unzähligen Gefahren ausgesetzt sind. Viele Feinde (verschiedene Greifvögel, Schakale, Raubkatzen und Giftschlangen) stellen ihnen nach; Nahrungsknappheit durch Dürren oder auch gelegentliche heftige Überschwemmungen in der Wüsten fordern meist viele Opfer unter den verletzlichen „Höhlenbewohnern“.
Erdmännchen kommen in ihren tiefen und verzweigten Gängen mit vielen Schlupflöchern nach einer Tragzeit von 11 Wochen blind und fast nackt mit einem Gewicht von 40 - 60 Gramm zur Welt. Mit zwei Wochen öffnen sie die Augen, mit drei Wochen machen sie die ersten, von einem Babysitter rührend betreuten, kurzen Ausflüge in die Oberwelt, und mit etwa fünf Wochen beginnen sie selbstständig feste Nahrung zu fressen. Sie orientieren sich dabei, wie auch noch während mehrerer Monate ihrer Jugend, am Vorbild der erwachsenen Clan-Mitglieder, werden aber zu keiner Zeit aktiv gefüttert. Mit etwa einem Jahr sind Erdmännchen ausgewachsen und werden (im Prinzip) fortpflanzungsfähig.
 
In der Regel pflanzt sich in einer Familien-Sippe, die bis zu dreissig Mitglieder umfassen kann, nur ein dominantes, so genanntes alpha-Weibchen, die Chefin, mit dem ranghöchsten (alpha-)Männchen fort, damit die kargen Nahrungsressourcen der riesigen Erdmännchen-Territorien in der südafrikanischen Halbwüste nicht durch Überbevölkerung erschöpft werden.
Das alpha-Weibchen hat im Jahr 1 - 3 Würfe mit nur 1 - 4 Jungtieren.
 
In der Natur leben die (fast) allesfressenden (fakultativ omnivoren) Schleichkatzen hauptsächlich von Insekten (vor allem schwarze Wüstenkäfer und giftige Skorpione), von kleinen Wirbeltieren, Vögeln und Eiern; sie verschmähen aber auch saftige Knollen und Wurzeln, sowie süsse Beeren nicht. Die meiste Nahrung finden sie durch unablässiges Graben im Sand mit ihren kammartig verlängerten Krallen an den Vorderpfoten. Erdmännchen haben einen extrem schnellen Stoffwechsel und benötigen mindestens zwei Hühnereier, zwei Eintagskücken oder die entsprechende Menge feuchtes Hundefutter am Tag. Dazu sollten ihnen Insekten (Grillen, Heimchen, „Mehlwürmer“, Schaben und Regenwürmer), sowie Bananen und ungeröstete Erdnüsse zur Verfügung stehen.
Erdmännchen sind, bei aller Zutraulichkeit, keine Schmusetiere ! Auch Handaufgezogene  beissen als Erwachsene in alles, was sich vor ihrer spitzen (Rüssel-)Nase befindet und daher gelegentlich auch in die Fingern des Pflegers, was sehr weh tut (Ausnahmen bestätigen dabei nur die Regel). Für die Wohnungshaltung sind Erdmännchen ungeeignet : sie brauchen viel Platz, benötigen unbedingt Sand zum Graben und sie riechen, wie fast alle Beutegreifer und Fleischfresser, recht streng, zumal die dominanten Tiere von ihren grossen Analdrüsen zum Markieren von Territoriumsgrenzen fleissig Gebrauch machen. Trotzdem sind Erdmännchen reinliche Tiere : sie frönen fleissig der gegenseitigen Körperpflege und errichten in einem geeigneten (gedeckten) Unterstand, möglichst weit weg von Schlafkisten und Wohnhöhlen, eine Gemeinschaftstoilette.
 
Erdmännchen sind sehr soziale Tiere, und sie brauchen unbedingt den Kontakt mit Artgenossen. Einzeln Gehaltene sterben früher oder später an Stress, wie auch Individuen, die von der Gruppe „gemobt“ oder ausgestossen worden sind und keinen neuen Partner finden. Mit sehr vielseitigen und differenzierten Lautäusserungen halten Erdmännchen ständig Kontakt untereinander, warnen sich vor Gefahren oder melden besonders reiche Beute.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Manche Erdmännchen verlieren in einigen der unzähligen Rangeleien bei Territoriumskämpfen mit feindlichen Clans oder bei Machtstreitereien in der eigenen Familie gelegentlich die Schwanzspitze, was sie nicht weiter zu stören scheint; auch tragen einige Haudegen (männl. und weiblich) sichtbare Narben an Kopf und Körper, an Hand derer man sie leichter voneinander unterscheiden kann. Trotz ihrer strengen Rangordnung und ihres engen sozialen Zusammenhaltes sind die einzelnen Erdmännchen unverwechselbare Individuen mit ganz eigenen Charakteren.
 
Erdmännchen brauchen viel Platz : 6 - 8 Quadratmeter für ein Paar oder eine Dreiergruppe dürfte ein Minimum darstellen. Es sollte ein Aussengehege und ein heizbares Innengehege mit beheizten Schlafkisten (ca. 50mal30mal30cm, mindestens zwei 10cm Schlupflöcher), Heizlampen oder Infrarotstrahlern sein. Verschiedene Länder haben unterschiedliche Platzvorschriften für ihre Haltebewilligungen.
 
 
Erdmännchen müssen scharren können : am besten bewährt als Bodengrund hat sich bei mir staubarmer Quarzsand, gemischt mit Tennisplatzbelag (dieser ist der meist roten Erde in der Kalahari am ähnlichsten). Die Gemeinschaftstoiletten beschickt man vorzugsweise mit saugfähiger und fast staubfreier Hanfstreu; Torf ist völlig ungeeignet.
 
 
Nachzucht-Erdmännchen sind im Gegensatz zu den äusserst scheuen Wildfängen sehr neugierig und zutraulich, ohne aber je ihre artbedingte Vorsicht und Fluchtbereitschaft ganz aufzugeben. Sie fressen aus der Hand (Vorsicht Finger !), sind aber untereinander beim Füttern äusserst zänkisch, stimmgewaltig und futterneidisch.
 
Ideale Anfangsgruppierungen für die Erdmännchenhaltung sind 1 - 3 Männchen (am besten Brüder) mit höchstens einem blutsfremden, jungen Weibchen. Erwachsene (alpha-)Weibchen aus unterschiedlichen Familiengruppen dürfen nie zusammengesetzt werden : sie bekämpfen sich erbittert bis zum Tod. Erwachsene Männchen aus einer grossen Gruppe neigen zum Streunen und können daher machmal, mit grösster Vorsicht, in einen ihnen fremden Clan integriert werden.
 
Das Sozialgefüge in grösseren Familiengruppen fluktuiert mit der Zeit und es kann gelegentlich zur Vertreibung einzelner oder gar mehrerer Tiere kommen. Es ist daher günstig, beim Anwachsen eines Clans, ein Reservegehege für die Ausgestossenen bereit zu halten.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
        Wärme, sogar Hitze, gleich welcher Art, ist für Erdmännchen (nach dem Fressen) das Höchste !
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  
 
Erdmännchen (auch Scharrtiere oder Surikaten genannt) gehören zu den Schleichkatzen, zu der Familie der Mungos oder Mangusten (Herpestidae). Sie zählen mit zu den faszinierendsten Kleintieren. Sie sind Sympathieträger in vielen Zoos, Fernsehsendungen und Trickfilmen. Wer sich einmal mit diesen emsig grabenden Wüstenkobolden befasst hat, kann kaum mehr von ihnen lassen...
„MEERKATS (engl.) GALORE“ (Suricata suricatta (lat.)